6 Tipps, wie du einen Psychologen findest

Von Petra Ahrweiler


6 Tipps, wie du einen Psychologen findest
Bildquelle: www.petra-ahrweiler.de

Du suchst einen Psychotherapeuten oder eine Psychotherapeutin? Die Therapie soll über die Krankenkasse abgerechnet werden? Du brauchst schnell Hilfe?

Die Therapie selbst zu bezahlen könntest du dir nicht leisten?

In diesem Artikel erfährst du, bei welchen Problemen eine Therapie über die Krankenkasse generell möglich ist.

Und du findest hier Lösungsmöglichkeiten, wenn du dich hin- und hergerissen fühlst zwischen „nicht mehr warten wollen“ und „nicht selbst bezahlen können“.

Ich beschreibe dir, auf welche Bedürfnisse du achten solltest, damit du eine für dich richtige Entscheidung triffst. Und du erfährst hier, wo du die meisten Kassentherapeuten findest.

1. Welche Therapien zahlen eigentlich die Krankenkassen?

Bei einer Krankenkasse bist du als Person gegen Krankheiten versichert. Eine Therapie kann somit generell nur über die Krankenkasse finanziert werden, wenn du krank bist. Wenn du also alleine zu einem Psychologen oder einer Psychologin gehen willst, weil du z. B. unter Depressionen, Angst oder Panikattacken leidest, dann kann eine Kassentherapie möglich sein. Was du dabei beachten und wie du vorgehen musst, erläutere ich dir hier noch weiter unten.

Du hast das Gefühl, dass deine Beziehung „krankt“? Eine Paartherapie oder auch eine Familientherapie ist jedoch nicht mit den Krankenkassen abrechnungsfähig. Denn die Beziehung an sich ist ja keine Person. Eine Diagnose wie z. B. eine Depression oder Angststörung usw. kann der Beziehung auch nicht zugeschrieben werden.

Ich erlebe immer wieder viele Menschen, die eine Paar- oder Familientherapie über die Krankenkasse abrechnen wollen, weil sie familienversichert sind. Mit dem Begriff „familienversichert“ ist aber etwas ganz anderes gemeint, nämlich: Du musst aufgrund deines geringeren Einkommens keinen eigenen finanziellen Beitrag zur Krankenversicherung zahlen. Ob du selbst versichert oder familienversichert bist, bezieht sich also nur darauf, wer den Krankenkassenbeitrag zahlt.

2. Schütze dich vor diesen Nachteilen einer Kassentherapie

Du willst schnelle Hilfe von jemandem, der hochkonzentriert arbeitet, und das soll möglichst nichts kosten? Das schließt sich in unserem Gesundheitssystem leider aus.

Bei Kassentherapeuten wirst du bundesweit auf eine Wartezeit von mehreren Monaten auf einen Therapieplatz stoßen. Eine über die Krankenkasse finanzierte Therapie kommt also nur für dich in Frage, wenn du dir sagst: „Ich schlage mich schon so lange mit dem Problem herum, das geht jetzt auch noch ein paar Monate länger.“ „Ich kann ganz gut damit umgehen, noch einige Zeit auf die Verbesserung meiner Situation zu warten.“ In diesem Falle findest du weiter unten Tipps, wie du Kassentherapeuten am besten findest, bei denen du dich auf die Warteliste setzen lassen kannst.

Falls du aber durch die lange Wartezeit unter zusätzlichen Stress kommst, dann prüfe, ob du vielleicht doch etwas mehr investieren solltest. Falls du berufstätig bist, kann das besonders wichtig sein.

Psychologen und Psychologinnen, die in Vollzeit ihre Praxis betreiben und über die gesetzliche Krankenkasse abrechnen, müssen eine sehr hohe Anzahl an Terminen in der Woche anbieten. Dies ist von den kassenärztlichen Vereinigungen, welche die Zulassung und Abrechnung mit gesetzlichen Krankenkassen regeln, so festgelegt (Stand 2023: Mindestens 32 Therapietermine pro Woche, zusätzlich mehrere Sprechstundentermine für Erstgespräche und mehrere Stunden pro Woche eine telefonische Erreichbarkeit).

Wenn jemand weniger Termine anbietet, kann dieser Person von der Kassenärztlichen Vereinigung sogar die Zulassung zur Kassenabrechnung entzogen werden. Therapeuten und Therapeutinnen müssen sich aber auch noch um viele weitere Aufgaben kümmern (Berichte schreiben, Anträge stellen, mit begleitend behandelnden Ärzten und Kliniken sowie Krankenkassen telefonieren, Buchführung erledigen, Fortbildungen besuchen usw.) Da kommt meist eine 60-Stunden-Woche bei raus.

Nun stelle dir vor, du müsstest mindestens 6 Personen an jedem Arbeitstag jeweils fast eine ganze Stunde zuhören. Und dabei geht es nicht um einen netten, alltäglichen Plausch, sondern um sehr emotionale und schwere Themen. Dann kannst du dir sicher vorstellen, dass die Konzentration nicht mehr die beste ist.

Das bedeutet für dich: Als berufstätige Person wirst du vermutlich meist den letzten Termin am Tag bekommen und vor ziemlich erschöpften Psychologen/Psychologinnen sitzen, die sich kaum noch konzentrieren können.

Es kann auch sein, dass du öfter früher Feierabend machen musst, um noch zur Therapie zu kommen, da die meisten Kassentherapeuten ihre letzten Termine um 17 Uhr anbieten. Und späte Zeiten sind natürlich von allen Berufstätigen heiß begehrt und somit schwer zu bekommen.

Therapeuten und Therapeutinnen, die privat abrechnen, sind nicht so überlaufen. Sie haben deutlich weniger Therapiesitzungen am Tag zu bewältigen. Ihnen schreibt auch niemand vor, wie viele Gesprächstermine Sie in der Woche zu leisten haben. Daher können sie viel besser dafür sorgen, ihre eigene Leistungsfähigkeit zu erhalten und sich nicht zu überfordern. Sie können sich gut auf dich vorbereiten und dir wirklich konzentriert zuhören.

Die Kosten wirken zwar erstmal sehr hoch, doch kann es sein, dass du bei einer Wartezeit auf einen durch die Krankenkasse finanzierten Therapieplatz viel mehr zahlst. Falls du z. B. krankgeschrieben bist, was kostet dich mehr: die Therapie oder die Verdienstlücke bei Krankengeld oder gar der Jobverlust?

Stelle dir vor, du wirst durch die Therapie viel schneller wieder arbeitsfähig und bekommst dadurch viel früher wieder dein volles Gehalt! Wieviel Geld gibst du z. B. für die Inspektion oder Reparatur deines Autos aus? Und dieses Geld soll dir deine Psyche nicht wert sein?

Bedenke, wie stark sich deine Schwierigkeiten im Alltag auswirken Wenn du wieder Lebensfreude gewinnst, weil du innere Konflikte oder Schwierigkeiten mit anderen Menschen löst: Wie viel ist dir das wert? Wie leistungsfähig wirst du sein, wenn es dir durch eine therapeutische Hilfe wieder besser geht. Wieviel wäre diese Leistungsfähigkeit in Geld wert?

Du kannst natürlich auch auf die Suche nach einem Kassentherapeuten gehen und die Wartezeit überbrücken, indem du dir Termine in einer Privatpraxis geben lässt und diese Kosten selbst trägst. Damit schlägst du 2 Fliegen mit einer Klappe.

Du bekommst direkt Hilfe, so dass die Wartezeit leichter zu ertragen ist. Es gelingt dir dadurch schon besser, den Alltag wieder zu bewältigen. Dazu sind vielleicht auch gar nicht so häufige Termine in der Privatpraxis nötig. Und für alles, was längere Hilfe braucht, hast du durch deinen Eintrag auf Wartelisten bei Kassentherapeuten schon vorgesorgt.

Prüfe also genau, wie eilig es dir ist und wieviel du an Zeit, Energie und Geld für das Finden eines Therapieplatzes investieren willst.

3. Vermeide diesen Denkfehler bei der Suche nach einem passenden Psychologen

Denkst du, dass du dir eine Therapie in einer Privatpraxis nicht leisten kannst? Ich habe schon Leute erlebt, die nur Hartz IV-Leistungen bekommen haben, denen aber eine schnelle und gute Therapiesitzung so wichtig war, dass sie sich dafür Geld geliehen haben.

Andere mit monatlich 2500 Euro oder mehr auf ihrem Bankkonto meinten, eine Therapie könnten sie sich nicht leisten. Die Entscheidung hängt also weniger vom wahren Inhalt des Geldbeutels und mehr von deinen Prioritäten ab.

Privat abrechnende Therapeuten und Therapeutinnen haben nicht die Sicherheit, dass die Krankenkasse ihnen die nächsten 20 Sitzungen bezahlt. Deshalb arbeiten sie in jeder einzelnen Sitzung mit hoher Motivation. Und wenn du selbst das Honorar zahlst, dann wirkt sich das auch auf deine Motivation aus. Du wirst viel mehr daran setzen, deine Therapieziele zu erreichen. Schließlich willst du nicht ewig zahlen und Kosten sparen.

Du wirst dich dadurch gedanklich besser auf die jeweilige Therapiestunde vorbereiten und das Besprochene danach mit größerer Motivation umsetzen. Wird die Therapie dagegen von der Krankenkasse bezahlt, ist das Risiko groß, dass du weniger stark die therapeutischen Anstöße zur Selbstreflektion nutzt. Da kann man schon mal eine Therapiesitzung vor sich hin plätschern lassen.

„Was nichts kostet ist nichts wert.“

(deutsches Sprichwort)

Du wirst also deine Ziele in einer Privatpraxis viel schneller erreichen können. Es muss gar kein so großer Batzen an Geld insgesamt anfallen, wie du befürchtest. Und die monatlichen Kosten kannst du unter Kontrolle halten, indem du vielleicht anfangs häufiger Stunden nimmst und nach einer ersten Stabilisierung mehr Zeit zwischen den Terminen lässt.

4. Darauf solltest du als Selbstzahler/in in einer psychologischen Praxis achten

Achte auf die Grundausbildung, die der jeweilige Therapeut hat, damit du gut aufgehoben bist. Der Therapeut sollte zumindest einen Beruf aus dem sozialen Bereich erlernt haben (Psychologe, Sozialpädagoge, Diplompädagoge). Auch eine zusätzliche Therapieausbildung ist extrem wichtig, da die Studiengänge an den Universitäten und Fachhochschulen noch immer viel zu theoretisch sind. Diese Therapieausbildung sollte berufsbegleitend über mehrere Jahre durchgeführt worden sein.

Du hast die volle Auswahl zwischen vielen verschiedenen Therapeuten. Dadurch kannst du dein Augenmerk mehr darauf legen, wo du dich wirklich wohl und aufgehoben fühlst. Du kannst dich ganz darauf konzentrieren, welche Person sympathisch, kompetent und motiviert auf dich wirkt. Das ist gerade bei einer Psychotherapie von besonderer Bedeutung, damit du deine Ziele erreichen kannst.

Vereinbare einen Termin für ein Erstgespräch, so dass du prüfen kannst, ob für dich die Wellenlänge stimmt. Schon am Telefon bekommst du einen ersten Eindruck, ob dir der/die Therapeut/in sympathisch ist. Achte in dem persönlichen Erstgespräch darauf, ob du dich dort gut aufgehoben fühlst und diesem Menschen vertrauen kannst. Höre auf dein Bauchgefühl. Wenn du eine Therapie einige Zeit fortführst, obwohl du dich im therapeutischen Kontakt unwohl und unverstanden fühlst, wirst du nicht zum gewünschten Ergebnis kommen. Dann probiere besser noch ein weiteres Erstgespräch bei einer anderen therapeutisch tätigen Person aus.

5. Psychotherapie über eine private Zusatzversicherung

Wenn du eine private Zusatzversicherung für die Behandlung durch Heilpraktiker schon vorher rechtzeitig abgeschlossen hast, stehen dir auch Therapeuten mit einer Zulassung als Heilpraktiker für Psychotherapie zur Verfügung.

Frage erst nach, ob und in welchem Umfang die Versicherung die Kosten übernehmen würde, denn das hängt von deinem individuellen Vertrag ab. Du bezahlst dann dem Therapeuten das Honorar und reichst die Rechnungen bei der privaten Zusatzversicherung ein.

Die Versicherungen orientieren sich bei der Erstattung der Kosten an der Gebührenordnung für Heilpraktiker. Da diese Gebührenordnung durch die Ermittlung des durchschnittlichen Honorars von Heilpraktikern 1985 entstanden ist und das Honorar natürlich im Laufe all dieser Jahre deutlich gestiegen ist, wirst du einen Teil der Kosten selbst tragen müssen.

6. So findest du Therapeuten mit Kassenabrechnung

Du hast dich trotz all der Nachteile dazu entschieden, eine Therapie über die Krankenkasse aufzunehmen? Dann bekommst du die besten Suchergebnisse für Kassentherapeuten bei den kassenärztlichen Vereinigungen.

Es gibt mehrere davon in Deutschland, hier in meinem Gebiet ist es die „Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein“. Dort gibst du deinen Wohnort oder eine der benachbarten größeren Städte ein. Wenn du als Erwachsener einen Therapieplatz suchst, wählst du „Psychologische Psychotherapie“ aus. Benötigt dein minderjähriges Kind eine Therapie, wählst du stattdessen „Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie“. Auch bei der Psychotherapeutenkammer (PTK) findest du Kassentherapeuten. Für Nordrhein-Westfalen findest du den Link hier.

Erfolg wirst du nur haben, wenn du bereit und fähig bist, sehr viele Therapeuten anzurufen. Die Therapeuten haben meist mehrmals pro Woche eine telefonische Sprechzeit von 30 Minuten. Sie wird meist auf deren Anrufbeantworter genannt. An diese telefonische Sprechzeit musst du dich halten, wenn du etwas erreichen willst, auch wenn sie in deiner Arbeitszeit liegt.

Du solltest unbedingt selbst anrufen. Therapeuten werten es meist als fehlende Motivation, wenn eine andere Person für dich anruft! Auch musst du evtl. die Anrufe monatlich wiederholen, um auf den Wartelisten nicht wieder gestrichen zu werden.

Gehe deinen Weg, jetzt!

Viel Erfolg dabei wünscht dir 

Petra Ahrweiler

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Petra Ahrweiler

Ich bin Psychologin, Paar- und Familientherapeutin.

Als Scheibenwischer bei Konflikt- und Krisenwetter verhelfe ich dir zu klarer Sicht und sicheren Schritten auf deinem Weg zu Lebensfreude, Harmonie und innerer Ruhe.

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